Wie lange hatten wir uns auf dieses Wochenende gefreut. Der Vorstand hatte geplant, überlegt, recherchiert, diskutiert und vorbereitet. Haben wir die richtige Entscheidung für das Wochenende getroffen? Wird Petrus es gut mit uns meinen? Passen Gäste und Gastfamilien zusammen? Endlich war er da der große Tag. Voller Vorfreude und Erwartungen stehen wir am 18. Mai auf dem Parkplatz der Gesamtschule in Ennigerloh. Das erste Mal seit langer Zeit, dass unsere Gäste schon am Freitag anreisen. Geplant ist die Ankunft der Gäste für 20.30 Uhr … eine lange Reise. Es wird telefoniert und nachgefragt. Mit jedem Kilometer, mit dem sich der Bus dem Ziel nähert, steigt unsere Spannung. Es ist so weit, von weitem hören wir das Hupen des Buses, unsere Gäste kommen.

Mit erwartungsvollen Augen hält man nach seinen Gästen Ausschau. Ein ganzes Jahr ist vergangen. Was mag wohl alles passiert sein? Viele von uns halten auch während des Jahres Kontakt. Schnell ist der Bann wieder gebrochen und man begrüßt sich herzlich „ein Küsschen hier, ein Küsschen da“. Ein wenig müde schauen die Franzosen aus, aber das verfliegt sehr schnell.

Nun geht es zur offiziellen Begrüßung in die Aula der Gesamtschule. Hier ist ein kleiner Empfang der Stadt für die Gäste vorbereitet. Es werden Snacks und Erfrischungen gereicht und der Bürgermeister begrüßt unsere Gäste und freut sich, dass die Städtepartnerschaft in Ennigerloh und Lessay so intensiv gepflegt wird.

Jetzt fährt man mit den Gästen in die Familien. Viele Gäste kommen schon über Jahre nach Ennigerloh und kehren immer wieder bei denselben Familien ein. Man kennt die Traditionen in Ennigerloh und man möchte es den Freunden aus Lessay so angenehm wie möglich machen.  Die Nacht ist wie immer sehr kurz. Es wird noch lange geredet, getrunken und erzählt. Es gibt so viel zu erzählen und berichten. Lange nach Mitternacht schließen sich die Augen und die Träume verschwimmen deutsch-französisch.

Nach einem guten Frühstück beginnen die Gästen den nächsten Tag mit einem Besuch der Firma Bohle. Dort erwartet sie eine interessante Führung. Danach geht es zu Richy zu einem ausgiebigen Mittagessen. Allen scheint es gut zu schmecken …….  Mmmmm, so lecker!!!

Nach dem Mittagessen geht die Gruppe zu einem kleinen Spaziergang zum Parkplatz am Olympiabad. Heute fliegen Luftballons als Zeichen der Gemeinschaft mit französischen und deutschen Adressen. Bei herrlichem Sonnenschein und strahlend blauem Himmel sehen die Luftballons wie farbige Kleckse am Himmel aus. Wo mag die Reise wohl hingehen? Man darf gespannt sein.

Der Nachmittag steht allen dann zur freien Verfügung: einige ruhen sich noch von den Strapazen des Vortages aus, andere gehen shoppen und wieder andere trinken Kaffee und genießen Erdbeertorte.

Am Abend startet ein richtiges Highlight: ein Konzert mit Jean-Claude Séférian in der alten Brennerei. Bis auf den letzten Platz ist der Saal der Brennerei ausgebucht. Begleitet wird Jean-Claude Séférian von seiner Frau Christiane am Klavier. Er ist ein geschätzter Komponist und Interpret eigener Chansons in Frankreich. Im Wechsel werden deutsche Lieder und französische Chansons vorgetragen, die zum Mitsingen einladen. Kleine Anekdoten und Einlagen verwöhnen nicht nur die Ohren, sondern auch die Lachmuskeln. Da wird der „deutsch-französische Ehekrieg“ mit „Goethe und Voltaire“ schnell zu einer Gemeinsamkeit im Ehealltag. Hier verbindet die Musik mehr als ein Wörterbuch, Vokabeln oder Grammatik  vermögen. Erst nach mehreren Zugaben und einem riesigen Applaus dürfen die Interpreten die Bühne verlassen. Der Abend war ein voller Erfolg, um es mit den Worten von Charles Aznavour zu sagen:

„ You are the one for me,  for me,  for me FORMIDALBE”.  

Alle sind sich einig, ein toller gelungener Abend!

Am nächsten Morgen heißt es wieder früh aufstehen. Wir treffen uns bereits um 7.30 Uhr am Parkplatz am Edeka. Von hier aus startet unser großer Ausflug. Es geht ins Sauerland zu einer Bootsfahrt auf dem Biggesee und  dem Besuch der Atta-Höhle. Wieder ist uns der Wettergott wohl gesonnen.  Bei bestem Wetter starten wir die Bootsfahrt, die zum Entspannen und Genießen einlädt. Wie immer darf auch das leibliche Wohl nicht fehlen. Auch hierfür ist gesorgt, diesmal ein richtiges deutsches Sonntagsessen: Rouladen, Kartoffeln, Rotkohl und zum Dessert Karamellcreme.

Gestärkt kann nun die Wanderung durch die Atta-Höhle gestartet werden.  Schnell werden die warmen Jacken und Pullover aus dem Rucksack genommen, denn in der Höhle sinken die Temperaturen. Wir tauchen ein in die geheimnisvolle Welt der Tropfsteinhöhe und lassen unserer Phantasie bei dem Anblick  der Stalaktiten und Stalagmiten freien Lauf.

Bevor die Heimreise Richtung Ennigerloh wieder antritt, werden im Shop noch einige Souvenirs für die Daheimgebliebenen gekauft.

Die Heimreise geht durch das malerische Sauerland mit seinen Bergen, Tälern und Dörfern. Müde und mit vielen Eindrücken kehren wir nach Ennigerloh zurück.

Ein letztes Mal wird gemeinsam in fröhlicher Runde gegessen. Man trifft sich in der Aula der Gesamtschule, wo für alle eine kräftige Gulaschsuppe gereicht wird. Die Familien bringen zusätzlich noch kleine Snacks und Leckereien mit. Lange sitzen wir noch zusammen und genießen die deutsch-französische Freundschaft mit einem Glas Wein oder einem kräftigen Bier.

Am Montag heißt es Abschied nehmen. Um 9.30 Uhr startet der Bus wieder nach Frankreich. Der Abschied fällt allen schwer, vereinzelt fließen Tränen, es werden noch Erinnerungsfotos gemacht,  man verspricht sich im nächsten Jahr wieder zu sehen. Ein letztes „Küsschen hier, Küsschen da“ und der Busfahrer drängt mit der Hupe zum Einsteigen. Alle an Bord, damit niemand vergessen  wird, die Türen schließen sich und der Bus startet langsam auf seine Rückreise nach Frankreich.

Ein letztes Winken bis wir den Bus nicht mehr sehen.

Einig sind sich alle, ein Wiedersehen gibt es nächstes Jahr auf jedem Fall

in Lessay. Bienvenue la France!

Ute Kosinski